Das Zeugnis – so gehst du achtsam damit um
Sommer bedeutet nicht nur Sonne, Pool und gute Laune, sondern auch Kinder und Eltern, die Angst vor der Zeugnisausgabe haben. Warum ist das so und wie können wir das Zeugnis achtsam begleiten?
Schulnoten - das ist ihr Ursprung
Ich habe einmal recherchiert, woher unsere Noten überhaupt kommen. Wusstest du, dass die Grundlage unserer heutigen Noten bis ins Jahr 1534 zurückreicht? Zu dieser Zeit waren es die Jesuiten, ein kirchlicher Orden, der die (adeligen) Kinder unterrichtete. Um ihre Leistung zu bewerten, entwickelten die Mönche ein fünfstelliges Notensystem mit römischen Ziffern – den Vorläufer unserer Noten. In den folgenden Jahren nutzten die Schulen dieses System ganz unterschiedlich und führten im Jahr 1934 die sechste Note ein.
Die Einführung eines Abschlusszeugnisses sollte es jungen Erwachsenen außerdem ermöglichen, auch ohne adeligen Hintergrund eine Universität besuchen zu können. Damals wie heute liegt den Noten aber kein wissenschaftlicher Aspekt zugrunde. Vielmehr sind sie eine Momentaufnahme der Leistung und liegen zu einem nicht allzu kleinen Teil auch im Ermessen derer, die sie verteilen. Über die Notwendigkeit von Noten wird seit ihrem Beginn gestritten und es bleibt abzuwarten, ob es diesbezüglich jemals eine Einigung gibt. Für unsere Kinder sind sie aber nun mal da und manchen macht der Tag vor den großen Ferien Bauchschmerzen.
Das Zeugnis achtsam begleiten
Bevor wir uns anschauen, mit welchen konkreten Tipps du deinem Kind helfen kannst, lass uns eine Übung aus der Reihe »Achtsame5« machen. Stelle dir einmal vor, nicht dein Kind, sondern du oder die Lehrperson deines Kindes bekommt vor den Ferien ein Zeugnis überreicht. Lasse einmal für fünf Minuten die Gedanken dazu kommen und gehen und spüre in dich hinein, wie du dich fühlst. Gedanken, die vielleicht auf dich zukommen, könnten sein:
- Möchte ich überhaupt bewertet werden?
- Was könnte wohl draufstehen?
- Warum bekomme ich im Fach „nicht meckern“ eine Fünf?
- Hat mein Kind mich trotzdem lieb?
- Können wir der Lehrperson wirklich sagen, dass sie das nicht gut gemacht hat?
Inzwischen weißt du schon einmal, wie sich dein Kind vielleicht vor der Zeugnisausgabe fühlt. Denn jedes Kind ist anders und geht auch mit seinem Zeugnis anders um. Während die einen wirklich Bauchschmerzen haben und nervös sind, freuen sich andere auf ihre Noten und damit in den direkten Vergleich gehen zu können. Und selbstverständlich erzeugt eine gute Note auch ein gutes Gefühl und belohnt das Kind für seine Anstrengung. Andere Kinder wiederum strengen sich an und erzielen trotzdem keine gute Leistung. Dann führen schlechte Noten zur Enttäuschung und noch mehr Druck. Vor allem dann, wenn das Kind weiß, dass dieser Druck auch von außen kommt. Vielleicht helfen euch folgende Tipps und Sichtweisen, das Thema Noten und Zeugnis achtsam zu begleiten und einmal von einer anderen Seite zu betrachten.
Noten, ob gut oder schlecht – das Kind dahinter zählt
Mache dir bewusst und rede mit deinem Kind darüber, dass es so viel mehr ist als seine Noten. In unserer Leistungsgesellschaft schauen wir zwar gerne auf sichtbare Erfolge und damit gute Noten, aber auch Mut, Empathie und Hilfsbereitschaft sind wichtige Dinge für eine Gesellschaft.
- Stärke im Alltag immer wieder die Resilienz deines Kindes, damit es für aufregende Situationen, wie die Zeugnisvergabe, gewappnet ist.
- Erstelle deinem Kind sein »Wahres Zeugnis«. Schreibe deinem Kind in kurzen Sätzen auf, was es in diesem Schuljahr alles gelernt hat, welche besonderen Ereignisse es erlebt hat, wann es über sich hinaus gewachsen ist und warum es so unfassbar wertvoll für dich ist.
- Sei bei schlechten Noten da und zeige Verständnis; Vorwürfe oder Strafen bringen an diesem Punkt nicht viel. Überlegt euch gemeinsam eine Strategie, wie ihr nach den Ferien weiter vorgeht. Vielleicht hilft euch ein Gespräch mit der Lehrperson oder je nach Fach eine Übungszeit am Tag.
- Wenn ihr möchtet, werft einen Blick in die Vergangenheit und auf deine alten Zeugnisse. Manchmal vergessen wir Eltern, dass auch bei uns vielleicht nicht immer eine Eins in jedem Fach stand :). Unsere Erfahrung zeigt außerdem, dass am Ende niemand mehr danach fragt und wir alle unseren Weg gefunden haben.
Und dann genießt gemeinsam die Ferien. Denn bei aller Diskussion, ob Zeugnisse wichtig und richtig sind, Zeit und Raum zum Spielen und Toben sind es mindestens genauso. Nach einem anstrengenden Schuljahr, in dem jedes Kind sein Bestes gegeben hat, hat es sich die freie Zeit zur Erholung und zum gemeinsamen Sammeln schöner Erinnerungen mehr als verdient.
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