Mein Kind hört nicht – was soll ich tun?
Kein Familienleben ohne diesen Satz und doch bleibt die Frage „Warum hört mein Kind nicht?“ Lass uns schauen, was hinter dem Verhalten steckt und wie du deinem Kind bedürfnisorientiert begegnest.
Mein Kind hört nicht - weil es nicht will
Um ehrlich zu sein, fiel es mir sehr schwer, diese Überschrift zu schreiben. Denn diese Aussage ist auf allen Ebenen der Beziehung zwischen Bezugspersonen und Kindern einfach nur falsch. Sei dir sicher, dein Kind möchte hören und kooperieren. In allen Kids steckt evolutionsbedingt dieser Wille. Sie möchten Teil der Gemeinschaft sein, einen Beitrag leisten und sich an ihren Bezugspersonen orientieren. Und obwohl das so ist, erleben wir Situationen im Alltag, in denen Kinder nicht das tun, was wir von ihnen verlangen. Aber steckt hinter diesem Verhalten wirklich eine böse Absicht? Muss dieses Verhalten bestraft werden? Gemeinsam mit vielen anderen Experten bin ich der Meinung, „NEIN“.
»Viele Eltern sind nicht daran interessiert, wie ihre Kinder wirklich denken und fühlen. Sie interessieren sich mehr dafür, wie Kinder zu denken und zu fühlen haben.« Jesper Juul
Darum hört dein Kind nicht auf dich
Du findest das Zitat von Jesper Juul hart oder ungerecht? Um ehrlich zu sein, bringt er damit nur auf den Punkt, warum dein Kind nicht auf dich hört. Denn in dem Moment, in dem es deinen gesprochenen Worten nicht folgt, sagt es „Ja“ zu sich, seinen Bedürfnissen und Gefühlen. Und auch wenn es für dich auf den ersten Moment ziemlich frustrierend ist, für dein Kind ist es einer von vielen wertvollen Entwicklungsschritten.
Wie in vielen Konfliktsituationen kommt es auch hier auf den Blickwinkel an. Löse dich von der alten Überzeugung, dass dein Kind dich mit seinem Verhalten ärgern oder Grenzen testen möchte. Manifestiere stattdessen den Gedanken, dass es gerade ja zu sich selbst sagt und finde heraus, wie du deinem Kind helfen kannst. Wie das gelingt, erfährst du weiter unten. Schauen wir uns vorher noch an, welche Situationen dazu führen, dass dein Kind „nicht hört“:
- Erwartungen: Hand aufs Herz – unsere Kinder müssen im Alltag ziemlich viele Erwartungen erfüllen und sich anpassen. Ob Kita, Schule, Sportverein, in der Freundesgruppe oder zu Hause. Und das ist bis zu einem gewissen Punkt in Ordnung. Erfüllen Kinder aber über einen längeren Zeitraum ausschließlich die Werte und Erwartungen der anderen, geraten sie in eine Überkooperation oder Misfit-Situation. Und dann erreichen sie auch irgendwann den Punkt, an dem sie nicht mehr kooperieren und sich um ihre Gefühle kümmern.
Bedürfnisse: Ein häufiger Grund, warum Kinder in den Augen der Eltern nicht hören, sind unterschiedliche Bedürfnisse. Das spiegelt auch meine kleine Umfrage wider. Die meisten Eltern haben angegeben, dass die Kinder nach der Kita/Schule bei Erledigungen und am Abend nicht hören. Und gerade an diesen Tagespunkten liegen die Bedürfnisse ziemlich weit voneinander entfernt.
Beziehung: Manchmal liegt eine mangelnde Kooperation auch in der Beziehung zu unsren Kindern verankert. Zu viele Aufträge, die falsche Ansprache, überfordernde Aufgaben und vieles mehr führt dazu, dass die Kids gar nicht mehr wissen, wie sie denn jetzt kooperieren können.
Mein Kind hört nicht – was kann ich tun?
Im ersten Schritt löst dich von dem alten Glaubenssatz, den ich oben beschrieben habe. Kooperiert dein Kind beim nächsten Mal nicht, dann rufe dir ins Gedächtnis, dass es gerade ja zu sich sagt und finde heraus, was gefühlstechnisch los ist. Generell solltest du je nach Alter des Kindes, das Gespräch mit deinem Kind in oder nach der Konfliktsituation suchen. Denn eine einheitliche Lösung für alle Familien gibt es nicht. Aber Kinder freuen sich immer, wenn sie einbezogen werden, und sind wahre Künstler darin, Lösungen zu finden. Außerdem helfen dir noch folgende Tipps:
Verständnis: Zeige deinem Kind, dass du Verständnis für seine Gefühle und Bedürfnisse hast. Erkläre ihm aber auch, was deine Bedürfnisse sind. Versucht gemeinsam einen Kompromiss zu finden und sprecht auch in einer ruhigen Minute noch einmal darüber, was ihr in Zukunft anders machen könnt.
Sprache: Unsere Sprache hat ganz schön viel Macht, deshalb sollten wir auch achtsam mit ihr umgehen. Häufig rutschen uns unbewusst verletzende Worte raus. In Summe können sie aber dazu führen, dass Kinder nicht mehr kooperieren. Ein einfaches Beispiel: Was viele von uns Eltern als Müll oder Kram bezeichnen, ist für die Kids vielleicht ein wertvoller Gegenstand. Das Kind fühlt sich und seine Meinung nicht gesehen.
Freiraum: Prüfe, an welchen Punkten im Alltag dein Kind schon völlig frei und selbst entscheiden darf. Legt dies auch gemeinsam fest. Ein Beispiel: Ihr müsst nach der Schule oder Kita noch einkaufen. Erkläre deinem Kind, dass daran nichts zu ändern ist, aber biete ihm an, dass es seine Entscheidung ist, welches Obst/Brot/Abendessen usw. ihr kauft.
Du hast noch Fragen, Lob oder Kritik? Dann nutze gerne die Kommentarfunktion oder schreibe mir eine Mail an mamagedanken@gmail.com. Ich freue mich von dir zu hören.
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